Texte über Musik von Tomas Bächli
Der Pianist und Musikschriftsteller Tomas Bächli erklärt die Musik Saties am Klavier, denn Musik versteht man besser, wenn man sie hört. Daher ist das Buch als Multimedia-Projekt angelegt: Es wird von einer Website begleitet, auf der Videos, Audiofiles und Notenbeispiele den Buchtext in einer flexiblen Kombination ergänzen. In den Videos erläutert er Besonderheiten von Saties Kompositionen und spielt Klavierstücke, die im Buch angesprochen werden.
Tomas Bächli betrachtet den legendären Komponisten allerdings auch unter anderen Aspekten – als Beteiligen an Filmproduktionen, als bildenden Künstler, als Messie. Dazu führte er Gespräche mit den Komponisten Juan Allende-Blin, Roland Moser und Klaus Linder, der Mediävistin Hildegard Elisabeth Keller, dem Philosophen Anselm Bühling, der Sängerin Eva Nievergelt und der sozialpsychiatrischen Betreuerin Silvia Vontobel. Sie berichten von ihren Erfahrungen mit Satie. Der Band erscheint zu seinem 150. Geburtstag am 17. Mai 2016.
Zeitgleich zum Buch erscheint auch eine CD, auf der alle im Buch erwähnten Werke zu hören sind: Die Klavierwerke, von den bekannten »Gynmopédies« (1888) bis zu den späten »Nocturnes« (1919) sowie das Oratorium »Socrate«, das Bächli zusammen mit der Sopranistin Eva Nievergelt aufgenommen hat. Infos zur CD unter ich-heisse-erik-satie.de.
Cage spielen
Zum 100. Geburtstag von John Cage
John Cage hat in seiner Musik den Zufall hörbar gemacht und damit die Kunstphilosophie der Moderne erschüttert. Wie aber spielt man Musik, die von Sternenkarten vorgezeichnet wurde?
Leichtigkeit und Akribie
Erinnerungen an Gerd Zacher
Im Gespräch erklärte Gerd Zacher mir einmal, was eine Generation ist: Seinem Verständnis nach handle es sich dabei nicht um eine bestimmte Altersgruppe, sondern um die Gesamtheit aller Menschen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt am Leben seien, vom Säugling bis zum Greis. In dieser Aussage spiegelt sich sein Denken: Es war zugleich großzügig und präzise.
Mit wenigen Tönen erzählen
Zum Tod von Martin Wehrli
Martin Wehrli gelang es, grosse Gesten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, mit wenigen Tönen ein Drama zu erzählen und elementare musikalische Gestalten wie Tonwiederholungen und Tonleitern in etwas Aufregendes zu verwandeln.
Helle Nebengeräusche
Im Andenken an den Schweizer Komponisten Martin Wehrli (1957-2013)
Von Dieter Jordi und Tomas Bächli
Zwei enge Freunde und Weggefährten kommentieren die Musik und die Persönlichkeit des kürzlich verstorbenen Musikers Martin Wehrli: Nehmen die Erinnerungen des Gitarristen und Komponisten Dieter Jordi an die (nicht nur) künstlerische Persönlichkeit ihren Ausgang im Rockkeller, beschreibt Tomas Bächli das „Klavierstück IV“ (1988) aus der Sicht des Pianisten.
Süddeutsche Zeitung, 31.8.2006
Komponieren im Niemandsland
„Der komponiert immer so verrückt – das kann ein Genie werden“, pflegte Alban Berg über seinen begabtesten Schüler zu sagen. Ein halbes Jahrhundert später schrieb Philip Herschkowitz in einem Brief an Heinrich Böll: „Ich darf unbescheiden sein. Meine Unbescheidenheit ist das einzige, was ich in meinem Leben verdient habe. Und zwar redlich verdient.“
Unter (politischen) Stotterern
Musiker sind ungeeignet, über die von ihnen gespielten Werke ein klares Urteil zu fällen, dazu fehlt es an der Distanz. Lobpreisungen der gebotenen Kompositionen wirken bald einmal kontraproduktiv, denn statt verbaler Superlative erwartet man vom Interpreten, dass er sich mit seinem Können und seinem Engagement für die Musik einsetzt. Ich habe Giuseppe G. Englerts Inter Balbulos mit ähnlichem Vergnügen geübt wie Bachs Goldbergvariationen oder Saties Sports & divertissements.
Dissonance, 2000
„Neue Probleme schaffen neue Lösungen“
Zum Klavierwerk des amerikanischen Komponisten James Tenney
Die Klavierwerke eines Komponisten werden gerne als besondere Einheit betrachtet. Man erhofft sich von den Werken für dieses Experimentalinstrument Aufschluss über die Eigenschaften und die Entwicklung eines Komponisten. Bei James Tenneys Klavierwerken fällt einem sofort die ausgesprochene Heterogenität seines Komponierens auf, jedenfalls was die klangliche Oberfläche seiner Stücke betrifft.
Dissonance, 2000
Zum Tod von Herbert Brün (1918-2000)
Herbert Brüns Musik war mir seit längerer Zeit ein Begriff, nicht zuletzt durch seine zahlreichen Kompositionsschüler, mit denen ich in New York zusammen gearbeitet habe. Persönlich kennengelernt habe ich ihn erst wenige Wochen vor seinem Tod im Rahmen des ihm gewidmeten Three-Two-Festivals in New York. Der 82-jährige war äusserst gebrechlich, er sass in einem Rollstuhl mit einem Sauerstoffgerät, und jede physische Anstrengung war ein Problem. Alles was ihm noch blieb, war sein Verstand, die Unnachgiebigkeit seines Denkens und eine unbändige Lust zu provozieren.
Dissonance 1997
Mit zuckersüssem Lächeln
Zum 10. Todestag von Liberace
Es gibt Musiker, die sich noch lange nach ihrem Tod einer allgemeinen Wertschätzung erfreuen. Jährt sich bei ihnen ein runder Geburts- oder Todestag, so ist das Anlass für zahllose Gedenkkonzerte, Symposien und Publikationen aller Art: Da melden sich die lebenden Kollegen und versichern der Allgemeinheit, was sie dem Verstorbenen alles verdanken und wie ihr eigenes Werk ohne seinen prägenden Einfluss schlicht undenkbar wäre.